Hurra, mein Steamdeck ist da!

 


Nach langem zähem Ringen traf ich eine eigentlich unvernünftige Entscheidung aber diese Geräteklasse fasziniert mich alleine aus technischer Sicht schon lange. Bisher gab es allerdings das Problem, dass diese Geräte entweder zu leistungsschwach oder viel zu teuer waren. Dies endete jedoch vor knapp einem Jahr als Valve das Steamdeck vorstellte.

Ich bin normalerweise nicht einmal ein großer Handheld-Zocker obwohl ich vom Ur Nintendo Game Boy über Sega Game Gear bis hin zu Sony Playstation Portable und zuletzt Nintendo New 3DS XL neben noch einigen Linux Handhelds durchaus eine kleine aber feine Sammlung über die Jahrzehnte angehäuft habe. Im Vergleich zu stationären Konsolen habe ich aber meist nur wenig auf den Geräten gezockt. Mit 36 Spielen bedacht hält der 3DS die mit Abstand größte Spielesammlung für Handhelds bei mir. Zum Vergleich, meine Playstation 3 Sammlung, die größte bei den stationären Konsolen, umfasst etwa 90 Titel.

Das alles ist aber eben halt gar nichts im Vergleich zum PC. In etwa den letzten 15 Jahren haben sich alleine auf Steam über 1000 Spiele in meine Bibliothek verirrt.

Was bietet sich also Besseres an, diese ganzen Games auf dem PC auch endlich einmal tatsächlich zu spielen als ein Handheld, um abends gemütlich auf dem Sofa oder gar im Bett liegend noch eine Runde zocken zu können während meine bessere Hälfte Sprachen paukt oder sich vom Fernsehen berieseln lässt?

Normale Handheld-Konsolen kranken in der Regel an drei Problemen. Nicht alle an jedem aber diese drei Punkte sind häufig vorkommende Nachteile. Zunächst einmal ist die Leistung sehr schwach, was zu ziemlich schlechter Grafik führt. Die Nintendo Switch war hier der Vorreiter, wo zum ersten Mal einigermaßen erträgliche Grafik portabel gemacht wurde (wobei man sich darüber streiten kann, die beide Sony Handhelds boten für ihre Zeit auch hervorragende Grafik und ließen zumindest technisch die jeweiligen Nintendo Konkurrenten weit im Staub zurück, was damals aber nicht gewürdigt wurde). Dann die Größe des Bildschirms, auch hier ist die Switch mit einem 7 Zoll Display im 16:9 Format lange Zeit ungeschlagen gewesen. Und persönlich ist mir das als alternder, kurzsichtiger Mensch eigentlich immer noch viel zu klein…

Als letzter Punkt, die Ergonomie, bisher konnte ich mit keinem einzigen Handheld stundenlang ohne Schmerzen in den Fingern spielen, wirklich kein einziger Handheld lag so richtig gut in der Hand. Insbesondere der 3DS ist in der Hinsicht leider grausig. Kein Vergleich zu normalen Gamepads, die ich bequem den halben Tag halten kann ohne irgendwelche Krämpfe zu bekommen.

Nun existieren wie bereits erwähnt portable Mini-PCs im Handheld-Format schon seit vielen Jahren. Die ersten Palmtop Computer, damals auch oft als PDA vermarktet, gibt es schon seit den 1990ern. Im Jahre 2006 erschien dann mit dem GPD Win der erste Vorreiter der aktuellen Generation, die gegenwärtig mit Handhelds wie dem Aya Neo Air Pro ihren Höhepunkt erreicht, das Gerät ist elegant, leicht, kompakt, da ähnlich groß wie eine Switch, mit einem OLED Display ausgestattet …und kostet ab satten 1400 Euro aufwärts.

Und hier kommt dann auch das Steamdeck ins Spiel. Valve bietet eine durchaus schlechtere Ausstattung allerdings tatsächlich eine leicht bessere Spieleleistung als besagter Aya Neo Air Pro, da Valve sich von AMD eine eigene APU, eine Mischung aus CPU und GPU auf einem Die, hat entwickeln lassen, während die kleinen chinesischen Konkurrenten eben auf (Laptop-) Hardware von der Stange zurückgreifen müssen. Dazu möchte Valve mit dem Deck naturgemäß auch Steam promoten und bietet seinen Handheld entsprechend zu absoluten Kampfpreisen an.

Das Steamdeck wird in insgesamt drei Varianten vertrieben. Den Einstieg gibt es für 419 Euro mit einer internen 64GB großen „SD-Karte“, die mittlere Version ist für 549 Euro erhältlich und kommt mit einer richtigen NVMe SSD mit 256GB Speichervolumen und das größte und teuerste Modell für 679 Euro enthält noch mal die doppelte Speichermenge, also 512GB, allerdings zusätzlich als einzige Version ein geätztes Display, was letztlich einer Entspiegelung entspricht.

Die sonstige Hardware ist bei allen Steamdecks identisch, es gibt also keine Leistungsklassen. Verbaut ist eine spezielle AMD APU auf ZEN 2 Basis, also letztlich aus der gleichen Hardware-Generation, die auch in der Playstation 5 und Xbox Series verbaut sind, mit einer vierkernigen CPU die von 2,4 bis 3,5GHz taktet und einem vier kernigem RDNA 2 Grafikchip mit einer Leistung von 1,6 TFlops (FP32). Wem dies nichts sagt, dies ist minimal schwächer als die originale Playstation 4 aus dem Jahr 2013 mit 1,8 TFlops aber vier Mal so stark wie die 0,4 TFlop einer Switch. Die Berechnung von Gleitkommaoperationen (Flop) gibt allerdings letztlich nur einen groben Richtwert für die Leistungsfähigkeit eines Grafikchips. AMD ist bei dieser Angabe zum Beispiel auch immer ein klein wenig unter den Chips von Nvidia bei gleicher Leistung. Zum groben Vergleich, eine noch aktuelle GeForce 3090 erreicht heutzutage inzwischen 35,58 TFlop, die aktuell schnellste Konsole, die Xbox Series X, erreicht immerhin 12 TFlop (Playstation 5: 10,28 TFlop), diese Geräte spielen also in völlig anderen Ligen. 

Dazu kommen 16GB modernes LPDDR 5 RAM, ein 7 Zoll großes 60Hz IPS-Touchscreen-Display mit 1280 x 800 Bildpunkten im 16:10 Format mit einer Helligkeit von bis zu 400 Nits, ein sechs Achsen Gyroskop, WLAN mit 2,4 und 5 GHz, Bluetooth 5.0, 3,5mm Audio Klinkenbuchse, zwei Stereo Lautsprecher, ein USB-C Anschluss und ein Steckplatz für Micro-SD Karten. Neben den üblichen Gamepad Sticks und Buttons verfügt das Steamdeck außerdem noch über zwei Trackpads.

Kommen wir also zurück zu meiner unvernünftigen Entscheidung. Diese fällte ich nach monatelangem Für und Wider am 7. September 2022 und orderte mir für letztlich 675 Euro (es wurden vier Euro Rabatt gewährt, warum auch immer) die „Luxusvariante“ des Steamdecks. Das Datum ist an dieser Stelle nicht ganz ohne Bedeutung, denn es geschahen kurz darauf zwei Dinge: Zunächst konnte Valve in dieser Zeit die Warteschlangen der Vorbestellungen massiv abbauen, als ich nach exakt einem Monat am 7. Oktober das Gerät in den Händen hielt war zumindest in Europa für zwei Modelle ein direktes Bestellen ohne Reservierung möglich. Was letztlich bedeutet, dass demnächst neue Märkte erschlossen werden in denen das Steamdeck bisher nicht erhältlich war. Den Anfang macht jetzt demnächst Ostasien, wahrscheinlich wird danach dann Australien folgen. 

Gleichzeitig fiel der Preis im Endkundensegment für die verbauten NVMe SSDs im 2230 Formfaktor um die Hälfte. Sprich, die bis Mitte September ab 200 Euro erhältlichen 512GB m.2 Module sanken überraschend auf knapp 100 Euro. Mit anderen Worten, wer jetzt die günstigste Variante und zusätzlich die SSD selbst kauft und einbaut kommt für um die 520 Euro merklich günstiger davon, verzichtet allerdings dann auf den entspiegelten Bildschirm.

Das Steamdeck nutzt Steam OS als Betriebssystem, eine von Valve angepasste Version von Arch Linux mit einem KDE-Desktop. Diesen muss der Nutzer jedoch gezielt aufrufen, die Konsole startet direkt in den Big Picture Modus von Steam. Dieser wiederum ist eine eigene Anwendung und komplett getrennt vom normalen Steam-Client, der dann auch noch zusätzlich auf dem Desktop aufrufbar ist. Die Steam Oberfläche im Big Picture Modus entspricht nicht exakt der gewohnten Windows-Fassung, sondern bietet zusätzlich jede Menge Einstellmöglichkeiten für das Deck, inklusive vieler Systemfunktionen wie Uhrzeit, Bildschirmhelligkeit oder der Formatierung von SD-Karten. Das unterliegende Betriebssystem bekommt der Anwender also in der Regel gar nicht zu Gesicht - und wer ausschließlich auf seine Steam Bibliothek zugreifen will braucht es auch nicht.

An dieser Stelle ist dann jedoch anzumerken, da das Steamdeck im Kern letztlich ein normaler X86 PC ist, lässt sich auch Windows installieren. Das hat letztlich aber ein paar Haken, denn die normale Windows Version von Steam beinhaltet wie erwähnt die gesamten Systemeinstellungen nicht, hier muss alles über das Betriebssystem selbst eingestellt werden. Dazu bietet es sich an gesondert eine extra Bildschirmtastatur zu installieren.

Dies gesagt, der 16:10 Bildschirm mit sieben Zoll Diagonale mag einer der größten für diese Art von Geräten sein, vernünftiges Bedienen eines Computer-Desktops ist meiner Ansicht nach aber so ziemlich ausgeschlossen. Der Mauszeiger ist nur wenige Pixel groß und auch die generelle Beschriftung ist winzig. Um darauf vernünftig arbeiten zu können sehe ich zehn bis zwölf Zoll Bildschirme als absolutes Minimum.

Glücklicherweise bietet Valve da Abhilfe, einen Tag nach Erhalt des Steamdecks wurde endlich die lang ersehnte Dockingstation veröffentlicht. Damit lässt sich das Deck in einen „vollwertigen“ Desktop PC verwandeln. Die Dockingstation bietet eine USB-C Buchse für den Anschluss des mitgelieferten zweiten Netzteils, einen Ethernet-Port, jeweils einen HDMI und einen Display Port Anschluss für externe Monitore mit einem Ausgangssignal von bis zu 4k Auflösung bei 60Hz sowie drei normale USB-Anschlüsse für Maus, Tastatur oder Gamepad. Der Knackpunkt ist der Preis, das offizielle Steamdeck Dock schlägt mit 99 Euro zu Buche.

Für Leute wie mich, die so eine Station nur gelegentlich nutzen um im Desktop was einzustellen ist das offizielle Dock preislich schon hart. Wer das Deck aber viel stationär am TV betreibt, für den lohnt es sich vielleicht. Ich habe dann zu einem Drittanbieterdock gegriffen, das auf vielen Webseiten als das bisher beste Dock für das Steamdeck empfohlen wurde (bevor das offizielle erschien). Der JSaux USB-C 6-in-1 Multifunction Adapter sieht praktisch identisch aus wie das Original-Dock, allerdings wird kein Netzteil mitgeliefert und es fehlt der Display Port Ausgang. Dafür kostet es mit 49 Euro mal gerade die Hälfte. Wer nicht das Netzteil vom Steamdeck verwenden möchte bekommt für 20 bis 25 Euro auch Ersatz, was also immer noch einer Ersparnis von 25 bis 30 Euro im Vergleich zum Originalzubehör ausmacht.

Alles angeschlossen erschien der Desktop als Zweitbildschirm auch sofort problemlos auf dem externen Monitor. Um alle Desktop Icons auf dem großen Schirm zu haben habe ich ihn als primären Monitor festgelegt und da mein 27 Zoll Bildschirm mit 1980 x 1080 Bildpunkten läuft und auch Freesync unterstützt und bis zu 75 Hz Bildwiederholrate bietet dies entsprechend auch gleich eingestellt, was völlig problemlos und einfach erledigt war.

So weit, so gut also. Dann kam die erste Hürde. Als Webbrowser ist Firefox vorinstalliert. Ich wollte aber gerne meinen aktuell überall sonst auf Windows und Android verwendeten Vivaldi Browser nutzen. Das Steamdeck bietet ein Tool Namens Discover, in dem alle für Steam OS (Arch Linux) vom Hersteller gesammelten Programme zum Download in einem Repository angeboten werden. Naturgemäß war Vivaldi nicht darunter. Also bin ich zunächst auf die Vivaldi Webseite und dort schlägt er mir vor den Browser als Paket für Debian Linux herunterzuladen. Gesagt, getan aber was nun? Ein Doppelklick auf so eine *.deb Datei die letztlich nur ein gepacktes Archiv ist hat unter Linux keine Auswirkungen. Auch die Anleitung für eine manuelle Installation über die Shell führte zu nichts. Meine Nachforschungen brachten mich zunächst dahin, dass ich ein Programm bräuchte, das unter Arch halt Debian Pakete ausführen und installieren kann. Das Programm was es bei Github geben sollte wiederum zu installieren brachte dann die nächste Herausforderung mit sich, sodass ich es erst einmal sein gelassen habe, da für die Installation mit dem Befehl „sudo“ in der Shell ein Administrator Passwort benötigt wird, was es allerdings nicht gibt. Die Lösung fand sich dann letztendlich allerdings auf Reddit, dort gab es einen Link zu einer Vivaldi Hilfeseite auf der sich ein Script herunterladen ließ, welches dann über die Textshell ausgeführt werden konnte und Vivaldi letztlich selbst installiert hat. Somit brauchte ich das Programm für Debian auch gar nicht.

Ähnlich ging dann auch die Installation von Softmaker Free Office 2021 vonstatten. Discover bot wieder nur bekannte aber schlechtere Standardsoftware wie Libre- und Open Office. Bei Softmaker Free Office war hier das Installationsskript sogar gleich auf der Downloadseite mit verlinkt. Also erst Paket heruntergeladen, dann Installationsskript in den gleichen Ordner nachgeladen, Installationsskript Eigenschaften auf „ausführbares Programm“ geändert, doppelt draufgeklickt, es öffnete sich das Script in einer Shell und hat das Office Paket problemlos installiert. Die Icon-Verknüpfungen für den Desktop musste ich mir dann allerdings selbst aus dem „Startmenü“ kopieren. 

Aber egal, ich will auf dem Teil ja spielen und Webbrowser oder Office sind nur für Notfälle gedacht, also weiter zu EmuDeck. Ein Programm, das alle möglichen Emulatoren unter seiner Oberfläche vereint und selbst konfiguriert und sich sogar mit einem neuen Karteireiter in die Steam GUI integriert, aufgepasst, das gilt nur für den „Big Picture Mode“ und nur, wenn bisher keine Steam fremden Programme installiert waren, sonst existiert dieser Reiter schon und die Emus werden entsprechend mit integriert. EmuDeck zu installieren war tatsächlich relativ einfach, zunächst auf die Webseite, das Startprogramm runtergeladen, dann aus dem Downloadordner auf den Desktop kopiert und mit einem Rechtsklick die Eigenschaften ausgewählt, dort „ausführbares Programm“ angeklickt und gespeichert. Zuletzt dann nur noch mit einem Doppelklick auf das Icon das Programm aufgerufen und die Installation gestartet. Ging doch einfach, oder? 

Im Übrigen kann der ambitionierte Anwender zwar als Sprachunterstützung für die Eingabe von Texten deutsch nachinstallieren, zu finden in der Taskbar rechts unten neben der Uhr, das gesamte System an sich ist aber auf Englisch. Deutsch als Systemsprache ist aktuell nicht erhältlich, was ich dann doch tatsächlich ein wenig armselig fand. In den Systemeinstellungen erscheint beinahe höhnisch ein „There are no additional languages available on this system.“

Direkt über diesen nicht vorhandenen Spracheinstellungen finden sich dann tatsächlich die Benutzerkonten. Und hier könnte dann auch endlich ein Passwort eingegeben werden, wenn er das denn speichern wollen würde und nicht mit einer Fehlermeldung sämtliche Änderungen im Administratorkonto verweigert. Eine kurze Suche im Netz ergab, der aktuelle Administrator „Steam Deck User“ sollte nicht geändert werden, weil er für das System scheinbar extrem wichtig ist. Nur welches Passwort hat er? Abhilfe verschafft hier zunächst einfach einen neuen User anzulegen, der ebenfalls Administratorrechte innehält und auf diesen zu wechseln, wenn in der Shell oder auf dem Desktop systemkritische Änderungen anstehen. Zum Beispiel wurde ich aufgefordert das Passwort einzugeben, weil ein Browser wie Vivaldi eben Passwörter speichern kann und Linux diese scheinbar in einer gesicherten „Wallet“ ablegen will.

So, nachdem ich nun über 2000 Wörter lang über das ganze Drumherum geschwafelt habe wird es Zeit endlich ans Eingemachte zu gelangen. Der Grund, warum das Steamdeck existiert: Dem Zocken!

Schon vor dem ersten Einschalten war ich arg am überlegen, welches Game mein neues Spielzeug denn einweihen sollte? Irgendwas, was ich mal eine kurze Runde daddeln kann, was aber auch grafisch ein wenig was hermacht. Das Erste was mir in den Sinn kam waren logischerweise Rennspiele. Nun stand ich vor einem Dilemma, denn ausgerechnet auf Steam habe ich gar nicht so viele Racing Games, zwei Formel 1 Spiele, etliche Teile aus der D.I.R.T Reihe, Project Cars und dann noch Grid 1 und 2. Grid 2 aus dem Jahr 2013 hatte ich als ziemlich gutes „normales“ Rennspiel mit für die damalige Zeit extrem guter Grafik in Erinnerung, also flugs ausgewählt und erst einmal überrascht gestockt.

Steam bietet nämlich eine Wertung bei jedem Spiel, ob und wie gut es auf dem Steamdeck läuft, falls bekannt. Dies wird durch einen Punkt dargestellt. Grün heißt entsprechend läuft super, gelb heißt läuft mit leichten Einschränkungen, ein Fragezeichen deutet an, dass es nicht getestet wurde und es entsprechend nicht bekannt ist, ob das Spiel funktioniert und ein schwarzer Kreis, ja der bedeutet das Spiel funktioniert nicht. Und genau Grid 2 hat so ein schwarzes Symbol. Ich dachte nur „na toll, was jetzt“? Ein Blick ins beinahe endlose weltweite Wissensarchiv namens Internet brachte aber zum Vorschein, dass die Leute scheinbar keine Probleme mit dem Game auf dem Steamdeck haben. Super, also tief durchgeatmet, Grid 2 installiert und gleich mal gestartet. Sogar die Auflösung ließ sich ohne Zicken auf 1280x800 umstellen und alles andere habe ich auch einfach zum Spaß mal auf die höchsten Grafikdetails geschraubt. Anzumerken an dieser Stelle ist, dass Trailerfilme bei praktisch allen Spielen in 16:9 vorliegen und entsprechend mit schwarzen Balken laufen.

Mit den Ultra Einstellungen sehen die Automodelle und Grafikeffekte wie Reflexionen übrigens immer noch sehr gut aus. Einzig bei den Landschaftstexturen wird klar, dass das Spiel doch schon ein wenig älter ist. Grid 2 bietet einen Benchmark, der allerdings nicht direkt vergleichbar ist, da er auf einem vom Spieler selbst gefahrenem Rennen basiert. Das Steamdeck erreichte bei mir eine durchschnittliche Framerate von 56FPS, mit 42FPS als niedrigstem Wert und 62FPS als höchstem bei einem grafisch durchaus anspruchsvollem Stadtlevel. Das ist insofern ein wenig ungewöhnlich, weil die Framerate doch arg weit schwankt.

Allgemein gilt, um die Bildwiederholrate zu verbessern ist es aufgrund des kleinen Schirms kein Problem die Grafikeinstellungen ein wenig nach unten zu schrauben. Ob 16-fache oder achtfache Kantenglättung spielt da meiner Ansicht nach keine so große Rolle. Das Steamdeck bietet dank RDNA 2 Grafik eine nette Funktion, die auch die Playstation 5 und Xbox Series Konsolen nutzen, um ihre Auflösungen auf Pseudo-4k zu pushen. FidelityFX Super Resolution 2.0, auch schlicht als FSR 2.0 bekannt, dient dazu die Grafik intern in einer niedrigen Auflösung abzuspielen und dann auf einer gewünschten höheren Auflösung auf dem Schirm auszugeben. Ein Algorithmus soll die fehlenden Informationen schnell berechnen und auf den Schirm zaubern. Das funktioniert in der Praxis recht gut, sieht aber letztlich immer ein klein wenig unschöner aus als ein natives Bild und wenn es ganz schlecht läuft flimmern Teile des Bildes, insbesondere z.B. animierte Pflanzen, recht unschön. Aber auch hier gilt, auf dem kleinen 7 Zoll Schirm ist das meist verschmerzbar.

Ein Tipp um die Schönheit der Grafik zu erhöhen, der Bildschirm lässt sich anders als normale PC-Monitore oder Fernseher auf z.B. 40Hz Bildwiederholrate fest einstellen, bei aktiviertem VSync entspricht das also einer maximalen Framerate von 40FPS, ohne dass es ruckelig oder flimmerig wirkt. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass auch das nur so gut funktioniert, weil wir hier vor einem 7 Zoll Display sitzen.

Nach diesem kurzen Einschub mussten dann noch zwei weitere Racing Games zum Testen herhalten. Zunächst Redout, ein Indie-Wipeout-Klon mit ordentlich Effektgewitter und flotter Mucke. Apropos Mucke, die eingebauten Lautsprecher klingen besser als bei vielen Notebooks, was durchaus ein Novum für diese Geräteklasse ist. Persönlich ziehe ich dennoch kabellose Buds oder Kopfhörer vor aber für den Notfall quälen die verbauten Speaker die Ohren wenigstens nicht. Redout erschien 2016 und sieht schon immer noch recht fett aus, ohne ein Grafikmonster zu sein, es lebt halt wirklich von den FX. So verwundert es auch nicht, dass es locker flockig durchgehend flüssig auf 60FPS dahingleitet.

Ebenfalls wenig überraschend, dass schon ein wenig in die Jahre gekommene, cartoonige Sonic & Sega All-Stars Racing Transformed fordert das Deck nicht wirklich. Durchaus überraschend, Yakuza 0 aus dem Jahr 2018 (PC Version), das in einer völlig anderen grafischen Liga spielt, läuft ebenfalls flüssig mit 60FPS bei Ultra Settings. Das hat mich dann schon wieder ein wenig verblüfft. Es zeigt aber auch, dass es nicht nur auf die Grafik ankommt, sondern auf die Qualität und Optimierung bei der Programmierung. Auch das grafisch ansehnliche Bloody Spell, ein Actiongame im Stil von Devil may Cry das erst Anfang des Jahres erschien, lief butterweich.

Insgesamt habe ich am ersten Wochenende 17 Spiele installiert und ausprobiert. Eine bunte Mischung verschiedener Genres und Grafiken von schlicht bis aufwendig. Dabei gab es generell einen Punkt, der mir ein wenig sauer aufstieß, was allerdings den Spieleentwicklern anzukreiden ist. Fast alle Titel lassen sich in den Einstellungen auf 1280x800 Bildpunkte einstellen. Davon lief dann aber am Ende dennoch nur die Hälfte davon wirklich mit dieser Auflösung, die andere Hälfte blieb trotzdem auf 16:9 und zeigte oben und unten schwarze Balken. Ein paar Titel erkannten die möglichen Auflösungen gar nicht und boten nur ihre Standardauflösungen zur Wahl, zu denen 1280x720 zum Glück aber immer zählt. Eigentlich sollte das in der heutigen Zeit kein Thema sein eine beliebige Auflösung oder Seitenverhältnis zu wählen. Wir kommen schließlich von 4:3 machten dann einige Jahre zumindest bei Computermonitoren fleißig von 16:10 Gebrauch bevor 16:9 für lange Zeit zum Standard wurde. Inzwischen sind ultrabreite Bildschirme mit 21:9 bis hin zu aktuell 32:9 ja keine Seltenheit. Entsprechend MÜSSEN eigentlich alle Spiele eine Vielzahl von Seitenverhältnissen unterstützen, dass dies selbst nach 20 Jahren immer noch nicht geschieht ist schon wirkliche Faulheit der Entwickler.

An der flachen Unterseite des Decks wird die Luft für die Kühlung angesaugt und die heiße Luft an der Stirnseite wieder rausgepustet. Die Griffstücke bleiben entsprechend unberührt und sind von der Temperatur her wie jedes Gamepad. Bei anspruchsvollen Spielen verkürzt sich aber nicht nur die Akkulaufzeit auf etwa zwei Stunden, sondern die Lüfter drehen durchaus hörbar auf. Apropos Lüfter, Valve verbaut hier wohl zwei Modelle von verschiedenen Herstellern, wobei das eine Modell bei mittleren Drehzahlen unangenehm sirren soll. Mein Deck ist zum Glück aber davon verschont geblieben. Grafisch schlichte Titel wie insbesondere Visual Novels fordern weder Prozessor noch Akku, hier sind fünf Stunden Spielzeit durchaus drin.

Tatsächlich halte ich Titel wie die populäre Visual Novel 428 Shibuya Scramble für ideal auf dem Steamdeck. Das Spiel erschien 2018 im Westen, das japanische Original stammt allerdings bereits aus dem Jahr 2008 und das ist auf normalen Monitoren aufgrund relativ niedrig auflösender Fotos deutlich zu erkennen, während Schrift und Grafik auf dem Steamdeck geradezu wie dafür gemacht wirken.

Dies gesagt, bei vielen Games die nun eben für Fernseher oder Monitor entwickelt wurden wirken Schrift und Nutzer-Interface arg klein. Das zählt auch für Games, bei denen die Kamera weit herausgezoomt ist, da wirkt dann alles, angefangen von der eigenen Spielfigur, recht winzig. Das schlug bei den zwei von mir probierten Titeln dieser Art, Transistor und Victor Vran, doch ein wenig negativ auf die Atmosphäre.

Und auch wenn es theoretisch dank der Trackpads möglich ist Simulationen und Aufbauspiele zu daddeln, so halte ich das gemeinhin für keine so gute Idee. Persönlich werde ich abseits von besagten Visual Novels das Deck hauptsächlich für konsolenartige Games nutzen, die ich ohnehin mit Gamepad gespielt hätte. Für alles wo Maus und Tastatur eigentlich Pflicht sind wäre es mir einfach zu fummelig und langsam das auf dem Deck zu zocken.

Kommen wir noch einmal kurz zurück zu EmuDeck, denn das Steamdeck ist geradezu prädestiniert alte Klassiker auf 7 Zoll noch einmal auferstehen zu lassen. Die automatische Einrichtung hat allerdings aus rechtlichen Gründen schon ihre Grenzen, einige Emulatoren benötigen nämlich noch ein BIOS der jeweiligen Konsole. Dieses muss der Nutzer dann selbst auf dem KDE-Desktop in die richtigen Ordner kopieren und das kann schon teils, zumindest für mich als Windows Anwender der sich mit der Verzeichnisstruktur unter Linux nicht so auskennt, in ein wenig Sucharbeit ausarten. Dazu kommt, dass EmuDeck die originale Ordnerstruktur der Emulatoren teils auf eigene Ordner umbiegt, sodass der im Emulator selbst genannte Ordner für ein bestimmtes File unter Umständen gar nicht vorhanden ist. Dafür kann das Steamdeck so wirklich ziemlich alles emulieren, von der Pong Konsole der frühen 70er bis zur Xbox 360 und Playstation 3 ist alles dabei. Und, persönlich sehe ich es etwas als hämische Lachnummer, es lassen sich Switch Spiele in teils besserer Grafikqualität spielen als auf der Switch selbst. Wobei hier wie bei allen Emulatoren gilt, nicht alle Spiele laufen immer einwandfrei.

Die Tage werde ich die neben Steam auch geläufigen anderen Game-Clients, angefangen bei Good old Games (GoG) von CD Project Red, Origin von Electronic Arts, Ubisoft Connect von Ubisoft über Battlenet von Activision-Blizzard bis hin zum Epic Game Store von Epic Games installieren. Da es für die meisten keinen Linux Client gibt bin ich sicher, dass wird teilweise auch noch ein Spaß.

Mein recht schnelles Fazit nach dieser noch sehr kurzen Zeit als stolzer Steamdeck Besitzer, die Konsole ist insbesondere bei diesem Preis ein außergewöhnliches Stück Hardware, welche kaum Wünsche offenlässt. Klar, noch etwas mehr Power wäre nett aber dann würde wieder die Akkulaufzeit darunter leiden und klar, es hätte auch gerne ein 8 Zoll OLED Schirm verbaut sein können, nur dann wäre auch das günstigste Modell wieder bei weit über 500 Euro gelandet. Von daher bin ich der Meinung, mit diesen Kompromissen lässt sich gut leben. Ich bin jedenfalls gespannt ob das Steamdeck nach dem Switch Boom eine neue Generation des Handheld-Gamings einläutet? Zu wünschen wäre es meiner Ansicht nach jedenfalls. Das Steamdeck macht als Konsole eine hervorragende Figur und der Nutzer hat dank des offenen Systems die vollständige Hoheit darüber – muss es aber nicht, wenn er nicht will. Dabei wird Proton, die Software die dafür zuständig ist die Windows-Software unter Linux auszuführen, ständig weiterentwickelt, wie mein Beispiel mit dem Spiel Grid 2 zeigte, hier müsste Valve nur dafür sorgen, dass ihr „geht“- oder „geht nicht“-System auch immer auf dem aktuellen Stand gehalten wird. Ein Spiel das noch vor einem Jahr nicht lief könnte es eben heute oder morgen durchaus.


Kommentare

  1. Zum Grid 2 Benchmark ist noch anzumerken, das Steamdeck schafft wie erwähnt bei 1280x800 Bildpunkten zwischen 42 und 62 FPS, zum Vergleich mein Desktop PC schafft bei 1980x1080 Bildpunkten zwischen 120 und 240 FPS. Da ist also schon ein ziemlicher Unterschied.

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen