Happy Birthday: Fünf Jahre Guild Wars


 
Zwei Jahre nach seiner Ankündigung, vor genau fünf Jahren, am 28. April 2005, war es endlich soweit: Guild Wars erblickte das Licht der Welt. Das MMORPG, das alles anders machte als andere Spiele des Genres damals als auch heute. Hersteller ArenaNet bezeichnet es deswegen gerne auch als CORPG (Competitive Online Roleplaying Game), da PvP und PvE Teil recht abgetrennt voneinander sind, aber dazu später mehr. Zunächst einmal: Herzlichen Glückwunsch an ArenaNet, Publisher NC Soft und auch die zahlreichen Spieler weltweit, die zum Erfolg beitrugen.

Im Laufe der Zeit wurde das Ursprungsspiel Namens Prophecies, mit seinem eher traditionellen, dem europäischen Mittelalter entlehnten Setting, stark erweitert. So erschien im September 2005 das kostenlose neue Gebiet Hochofen der Betrübnis, eine Instanz die viele Herausforderungen und besondere Waffen bot. Da hatte Guild Wars bereits über eine Millionen Käufer gefunden!

Es folgten zwei Erweiterungen Namens Factions (28. April 2006) und Nightfall (27. Oktober 2006) die jeweils einen neuen Kontinent und ein neues Setting sowie jeweils zwei neue Charakterklassen hinzufügten. So ist der Factions Kontinent Cantha sehr asiatisch angehaucht während Elona aus Nightfall zu großen Teilen den nordafrikanischen Landstrichen ähnelt. Das besondere an diesen Erweiterungen ist, dass sie jeweils alleine, also ohne Prophecies oder das jeweils andere spielbar sind und eine in sich geschlossene, neue Geschichte erzählen.

Als letztes erschien am 31. August 2007 das Addon Eye of the North. Dieses setzte eine der anderen Kampagnen voraus und ergänzte die Karte des Prophecies Kontinents Tyria um weitere neue Gebiete und führte zwei neue, nichtspielbare Völker aber keine neuen Charakterklassen ein. Die Handlung von Eye of the North soll bereits einen Bogen zum 200 Jahre später angesiedeltem Guild Wars 2 schlagen.

Aber was zeichnete Guild Wars, das kurz nach dem Start von World of Warcraft direkt auf der neuen Hypewelle MMORPG mitschwimmen konnte, eigentlich als so besonders aus, dass insgesamt mehr als sechs Millionen Menschen zugriffen?

Guild Wars grenzt sich gleich durch mehrere Besonderheiten von anderen Online-Rollenspielen ab. Zunächst bietet es in jeder seiner Kampagnen eine in Zwischensequenzen und Quests bzw. Missionen erzählte, durchgehende Geschichte – komplett mit Abspann!
Alle Außengebiete sind Instanzen, d.h. nur die eigene, bis acht Mann starke Gruppe befindet sich im eigentlichen Spiel, und nur in Städten und Außenposten begegnet man anderen Mitzockern, mit denen man chatten und Handel treiben kann.
In der Regel muss man an bestimmten Stellen sogenannte Missionen spielen, sonst kommt man im Spiel nicht weiter, ein absolut freies Erkunden der Welt ohne spielen der Story ist dadurch ausgeschlossen, ansonsten könnte man sonst ja gleich zum Endkampf durchlaufen.
Der Spieler ist nicht alleine unterwegs sondern in einer Gruppe. Sollten keine menschlichen Mitspieler zur Verfügung stehen kann der Spieler ersatzweise auf sogenannte Henchmen zurückgreifen, NPCs verschiedener Klassen, die dann die fehlenden Rollen besetzen. Mit Nightfall wurden außerdem noch die Helden eingeführt. Das sind eigene Henchmen, die selbst ausgerüstet und geskillt werden können und von denen man bis zu drei gleichzeitig mitnehmen darf.
Das Levelcap von Guild Wars beträgt gerade einmal 20. Hauptaugenmerk des Spieles liegt nicht im Hochleveln sondern im beherrschen der Skills. Der Großteil des Contents ist auf Level 20 Charaktere ausgelegt, wird aber beim Fortschreiten immer fordernder. Hierbei kommt eine ganz große Besonderheit und ein großer Pluspunkt des Spieles zum Tragen: das Kampfsystem. Während man in anderen Online-Rollenspielen zunächst Feuerball Stufe 1, dann Feuerball Stufe 2 etc. bekommt, ist die Stärke eines Skills abhängig von den auf die jeweilige Fertigkeit gelegten Attributspunkten. Des Weiteren kann man nicht alle seine Skills mitnehmen sondern muss sich auf acht beschränken. Viele Skills entfalten in Kombination mit anderen ganz besondere Effekte, sodass eine ordentliche Portion Taktik in das Spiel kommt. So könnte man zum Beispiel mit Hilfe einer Verdopplungsfertigkeit eine besonders mächtige Attacke zweimal ausführen und muss nicht den Cooldown abwarten.

Wie oben angeführt sind PvE und PvP Teil recht stark voneinander getrennt. PvE Spieler können sich monatelang durch die Story kämpfen und ihren Charakter mit besseren Rüstungen und Waffen verbessern sowie ihre Helden ausstatten, freispielbare Titel erlangen oder gar „sinnfreie“ Dinge tun, wie etwa Minipets sammeln. PvP Spieler erstellen sich sofort einen Level 20 Charakter und spielen für den nach und nach neue Fertigkeiten frei. Dabei gibt es eine Vielzahl an Modi in Arenen und Turnieren für Gilden oder Einzelspieler. In Factions kann man durch Bündniskämpfe gar die Grenze zwischen zwei Fraktionen beeinflussen.

Guild Wars glänzte bei seinem erscheinen mit einer für ein Online-Rollenspiel ungewöhnlich guten Grafik. Grundgerüst war zunächst eine proprietäre DirectX 8 Engine, die Anfang 2006 um DirectX 9 ergänzt wurde. Zwar gibt es inzwischen einige hübschere MMORPGs, generell ist ein Guild Wars auch nach bereits fünf Jahren immer noch einer der ansehnlichsten Titel.

Ein letzter aber entscheidender Unterschied zu anderen MMORPGs ist, dass Guild Wars zwar ein Vollpreisspiel ist, allerdings auf Abogebühren verzichtet, eine seit einiger Zeit erhältliche Complete Collection macht das Gesamtpaket somit zum relativ günstigen MMORPG-Vergnügen. Sicher mit ein Grund für den lang anhaltenden Erfolg. Denn insbesondere Guild Wars bietet sich an, immer mal wieder ein paar Stunden darin zu verweilen, ganz ohne Zwang, weil man ja die kostbare Spielzeit bezahlt hat.

Fünf Jahre sind eine stolze Zeit für ein Spiel und nur wenige Titel erfreuen sich solange einer solch ungemeinen Beliebtheit. Fünf Jahre in denen sich viel am Spiel geändert hat, in denen es und seine Spieler gewachsen sind. So wird man in Zukunft mit Fug und Recht behaupten, Guild Wars ist eine dieser großen, raren Titel, die das Onlinespielen geprägt und mitbegründet haben. Und auch wenn Guild Wars 2 vieles anders machen wird und neu sein wird, wir Spieler werden mit unserem Krieger, Jäger, Mönch, Mesmer, Elementarmagier, Nekromanten, Assassinen, Ritualisten, Derwisch oder Paragon immer mal wieder die Länder Tyrias, Canthas und Elonas durchstreifen und uns den Herausforderungen stellen, die diese uns auferlegen.

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