Windows Audioplayer im kurzen Vergleichstest
Aufgrund der Einstellung von Winamp mögen viele Computernutzer sich im Moment nach einer kostenlosen Alternative umschauen. Ich selbst benutze zwar seit vielen Jahren Media Monkey (www.mediamonkey.com), welches sich recht ähnlich wie Winamp präsentiert, habe mich aber der Diskussion dennoch einmal angeschlossen. So wurden in Foren von vielen Usern etliche Programme empfohlen. Ich habe mir einige davon angeschaut, von denen ich glaubte, sie könnten es mit Winamp aufnehmen. Vorweggesagt, das Ergebnis enttäuschte. Keiner der Kandidaten bot auch nur annähernd den Umfang und die Bedienmöglichkeiten.
Bei einigen Kandidaten wie etwa Aimp (www.aimp.ru) oder 1by1 (http://mpesch3.de1.cc/1by1.html) reichte ein Blick auf die Feature-Listen und Screenshots der Webseite, um zu erkennen, dass es sich um relativ einfache Player ohne besondere Specials handelt. Bei anderen war selbst ausprobieren angesagt.
Hier also mal meine Ersteindrücke der dann letztlich (bisher) getesteten Audioplayer und angeblicher Winamp-Alternativen:
Also, Banshee kommt sehr übersichtlich rüber allerdings geht auch nichts ohne eigene Datenbank. Der Funktionsumfang scheint eher beschränkt. Importieren bzw. Konvertieren von Audio CDs geht gar nicht. Brennen natürlich erst recht nicht. Beim Internet-Radio muss man die exakte URL des Streams kennen, Serverdienste wie Icecast kennt Banshee nicht. Podcasts kann er scheinbar auch nicht. Das Öffnen von Ordnern ist sehr umständlich, importieren ist quasi unumgänglich. Die Sortiermöglichkeiten sind extrem beschränkt, es geht nur Album und Künstler und innerhalb von Alben darf man dann noch nach Name oder Tracknummer unterscheiden. Alles in allem ein sehr beschränkter Player, der nur grundsätzliche Funktionen bietet aber sich durch die Importpflicht sofort selbst ins Aus schießt. Um den Import zu rechtfertigen, kann er einfach viel zu wenig.
Amarok ist einer der populärsten Player unter Linux und präsentiert sich schon optisch einiges besser, als so mancher Konkurrent. Allerdings fehlen auch hier sämtliche Funktionen bzgl. dem Erstellen von Audiodaten. Der Zugriff auf lokale Ordner ist auch sehr umständlich nur über das Menü, stattdessen werden seltsamerweise externe Datenträger wie USB Sticks in der linken Leiste angezeigt. Diese müssen allerdings sogar gemountet werden!? Auch wenn es automatisch geschieht bzw. die Laufwerke im System ja bereits gemountet sind, dieses Feature hätte in der Windowsversion nichts verloren gehabt. Auch bei Amarok muss vorzugsweise eine eigene Datenbank angelegt werden, wenn man schnell auf seine lokalen Files zugreifen will. Die Sprache muss manuell eingestellt werden und erfordert einen Neustart, selbst wenn man bei der Installation deutsch vorab ausgesucht hat. Die Darstellungsgröße von Covern ist fix und kann nicht geändert werden. Die Internetradio-Funktionalität ist auf wenige Online-Dienste wie Last FM beschränkt, also keine echten Internetradios a la Shoutcast, jedoch können einzelne URLs hinzugefügt werden. Und immerhin dürfen die Songs von Diensten wie jamendo.com lokal abgespeichert werden. Alles in allem ein netter Player mit mittelmäßigem Funktionsumfang und beschränkten Konfigurationsmöglichkeiten. An Winamp oder Media Monkey kommt er jedoch bei Weitem nicht heran.
So, nachdem Banshee und Amarok (für mich) richtiggehende Flops waren, wollte ich doch noch mal aTunes anschauen. Der Name verrät es, iTunes ist das große Vorbild. Leider scheitert es dann tatsächlich auch schon wieder daran, dass man seine Musikordner hinzufügen muss, damit er eine Datenbank erstellt. Ein direktes Zugreifen auf Verzeichnisse ist hier gar nicht möglich! Damit ist auch eine Sortierung nach eigenen Vorlieben ausgeschlossen, da alle Audioordner einfach der Reihe nach alphabetisch angezeigt werden. Immerhin Podcasts und Radio funktioniert einwandfrei. Auch tragbare Geräte werden unterstützt. In der Hinsicht scheint er, im Gegensatz zu Amarok oder Banshee, alle wichtigen Funktionen inkl. grabben von CDs zu haben. Leider scheint es aber keine Skins zu geben und die eigentliche Oberfläche sieht doch etwas sehr spartanisch aus. Aus Geschwindigkeitsgründen(?), die Software rühmt sich für ihren Speed, hakt es jedoch ein wenig bei der Coverdarstellung, wenn Dateien ausgewählt werden. Letztlich gilt also auch hier, geladen, installiert, angeschaut und aufgrund der Einschränkungen wieder von der Platte gefegt. Kleines Ärgernis am Rande: aTunes kommt mit eigenem Uninstaller und lässt sich nicht über die Windows Deinstallation entfernen. Das Programmverzeichnis muss außerdem manuell gelöscht werden.
http://getnightingale.com/ (der quasi Nachfolger von Songbird)
So, kommen wir zu Nightingale, der bietet an, bei der Installation Last FM, Shoutcast und weitere Addins automatisch mit zu installieren. Auch Nightingale ist zunächst auf Englisch, selbst wenn man den deutschen Installer wählt. Um auf Deutsch umzustellen, wird entsprechendes Sprachfile extra runtergeladen und neu gestartet. Ebenso wie bei vielen Konkurrenten soll alles über eine eigene Library laufen, einen direkten Zugriff auf die eigenen Laufwerke bietet die Software in seiner Navigationsleiste nicht, man kann Dateien nur umständlich über das Menü laden. Die Spalten lassen sich beschränkt (nicht frei) in der Größe ändern aber nicht verschieben oder neu anordnen. Die Darstellung des Coverbildes ist entsprechend auf wenig mehr als Thumbnailgröße beschränkt. Ansonsten ist der Umfang typisch und unterscheidet sich nicht weltbewegend von Amarok oder aTunes. Eigentlich netter Player, der aber völlig untergeht, da er sich von den 08 / 15 Mitbewerbern praktisch nicht unterscheidet.
Auch Jaangle habe ich jetzt doch noch mal installiert. Oha, das Ding ist wirklich noch Beta. Es gibt keine Möglichkeit lokale Ordner zu öffnen, wie bei aTunes muss eine eigene Medienbibliothek erstellt werden, um überhaupt was abspielen zu können. Die GUI ist sehr spartanisch, erinnert vom Design her an die ersten Versuche unter Windows 95, als das Thema noch Neuland war. Auch der Umfang steckt noch in den Kinderschuhen. In dieser Form noch weniger empfehlenswert als Banshee.
Ein Player, den ich schon kannte und deswegen nicht noch einmal probierte ist die Media Jukebox von JRiver (www.jriver.com/mj/). Optisch ansprechend, allerdings ebenfalls zum Großteil auf vorab importierte Ordner angewiesen, ist auch hier der Umfang eher Standard. Dennoch macht der Player einen ausgesprochen guten Eindruck, sofern es ausschließlich um eine Wiedergabemöglichkeit geht.
Das Schweizer Taschenmesser der Audioplayer, Foobar 2000 (www.foobar2000.org) habe ich mir gespart, denn ich hatte vor einigen Monaten schon einen kurzen Blick darauf geworfen. Die Einrichtung ist ziemlich kompliziert, da hier jeder nach seinen eigenen Vorlieben konfigurieren darf und soll. Sicher, einen rudimentären Player hat der Musikfreund direkt nach der Installation. Aber praktisch jedwede darüber hinausgehende Funktion muss über Addons nachinstalliert und manuell angepasst werden. Mir persönlich war das einfach viel zu viel Aufwand. Es hätte mich wahrscheinlich Stunden gekostet, wollte ich mir einen Player nach meinem Gutdünken daraus zusammenbasteln.
Als grundsätzliches Fazit bleibt mir zu melden, dass es absolut frustrierend ist, dass kein einziger getesteter Player einfach auf die vorhandene Ordnerstruktur der lokalen Festplatten zugreifen will. Auch Winamp oder Media Monkey bieten ihre eigenen Bibliotheken, doch bleibt diese dort optional, da auch einfach über die Navigationsleiste auf die Verzeichnisse des Systems gelangt werden und die dort programmunabhängig und selbst sortierten Audioverzeichnisse genutzt werden können.
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