Erste Eindrücke von Tera

TERA_ScreenShot_20120212_184459Meine Level 9 Bogenschützin auf der wunderschönen und weitläufigen Startinsel.
Vor knapp zwei Jahren war das Online-Rollenspiel Tera – The exiled Realms of Arborea von Hanbit Software und Entwickler Bluehole eines der ersten Spiele, welches ich hier vorgestellt habe. Lange hat es gedauert aber die deutschen Publisher Frogster und Ubisoft bringen den Titel am 3. Mai zum Vollpreis mit monatlichen Abogebühren endlich auch hierzulande in den Handel. Vorbesteller sowie glückliche Gewinner, die einen Key bei Verlosungen auf großen Spielewebseiten ergattern konnten, hatten dieser Tage die Gelegenheit bei Serverstabilitätstests und einer Sneak-Peek einen ersten Blick auf das Massively Multiplayer Online Role-Playing Game (MMORPG) zu werfen. Vorbesteller dürfen sich zusätzlich noch in den kommenden Wochen bei einigen „Betatests“ schon vorab einen Eindruck machen.
Aus Zeitgründen hatte ich keine Gelegenheit wirklich tiefsinnige Eindrücke von Tera zu ergattern. Für einen groben Ersteindruck hat es mir aber durchaus gereicht. Aufgrund der ständigen Charakterlöschungen (wipes), musste ich auch stets von vorne anfangen, hatte so aber auch quasi zwangsweise die Gelegenheit mehrere Klassen anzutesten. Gleich vorweg, es gibt meiner Ansicht nach zwei positive Aspekte, die das Spiel aus der Einheitsbrei-Masse hervorheben und welche die beiden Gründe sind, warum man diesen Titel spielen möchte. Zunächst ist die Grafik von Tera fantastisch! Voraussetzung hierbei, der Asia-Syle mit seinen extrem sexy und sehr freizügigen Girls oder geschlechtlosen Emo-Jünglingen und testosteronstrotzenden Muskelpaketen als Kontrast auf männlicher Seite sowie niedlichen Wuschelfiguren, gefällt. Wer auf realistisch designte Charaktere wert legt, der ist hier definitiv falsch! Auch die Landschaftsdarstellung ist sehr bunt und detailliert. Hübsche Grafikeffekte, die sich durchaus State of the Art zeigen, runden den positiven Gesamteindruck ab.
NPCCut 
















Wer eine Abneigung gegen unrealistische und freizügige Rüstungs-Bikinis hat, der sollte einen großen Bogen um Tera machen. Selbst die NPCs sind hier auf sexy Augenschmaus getrimmt.
Das zweite Herausstellungsmerkmal, wenn auch nicht Alleinstellungsmerkmal da das ebenfalls aus Süd-Korea stammende Vindictus (im Original Mabinogi Heroes) hier relativ ähnlich daherkommt, ist das Kampfsystem. Entgegen dem üblichen MMO-Standard wird hier wie in einem Actionspiel vorrangig mit den Maustasten gekämpft sowie mittels WASD-Tasten (halb-) aktiv gezielt und ausgewichen. Selbst eine Steuerung per Gamepad wird angeboten! Eine schöne Abwechslung, die durchaus fordert, wenn sie auch noch weit von einem offline Third-Person-Shooter entfernt ist.
Aber nicht alles ist grün auf der anderen Seite. Auch Tera hat, zumindest in der Anfangsphase, einige echte Nachteile, die ich in einem Post-2010 Spiel einfach nicht mehr sehen will. Der Spieler wird auf eine Startinsel entlassen, auf der er innerhalb von elf Leveln das grundlegende Spielprinzip kennenlernen soll. Wer auch nur ein anderes Online-Rollenspiel gezockt hat, hat aber spätestens mit dem erreichen von Level zwei die Steuerung und Bedienung verstanden, obwohl Tera eben mit einem andersartigen Kampfsystem daherkommt. Was dann kommt, ist leider relative Langeweile. Eine Story ist nicht einmal erkennbar. Der Spieler nimmt eine Standardquest nach der anderen an, killt ein Monster nach dem anderen und läuft kreuz und quer über die immerhin recht weitläufige Karte. Normalerweise bemühe ich mich, Questtexte zumindest anfangs zu lesen. Erst wenn sie zu sehr Einheitsbrei werden überspringe ich sie. Auf diese Weise bekomme ich zumindest einen Eindruck, was das Spiel zu bieten hat. Nicht so bei Tera. Lesen war komplett überflüssig. Von Anfang an wird von Quest zu Quest und Mob zu Mob gehastet. Bei meinem dritten Charakter habe ich es bis Level sieben durchgehalten, dann musste ich aus Langeweile eine Pause einlegen. Danach habe ich dann noch einmal bis Level neun ertragen, aber dann auch absolut keine Lust mehr gehabt, obwohl ich an dem Abend gerne noch bis Level elf gezockt hätte, um aus dem Anfangsgebiet herauszukommen und etwas mehr von dem Spiel zu sehen. Ich denke jeden Abend ein, zwei Stunden kann Tera Spaß machen, länger allerdings wird es kaum zu fesseln wissen. Zumindest gilt dies für die Anfangsphase. Laut Aussagen anderer Spieler soll es später besser werden, die Quests, so ab etwa Level 20 bis 25, sollen vielfältiger und storylastiger werden.
Die Charakterklassen zeigen sich schön Abwechslungsreich und unterschiedlich. Wobei die Balance nicht einheitlich zu sein scheint. Mein Bogenschütze tötete die Monster eindeutig schneller und reibungsloser als der Standardmagier oder der Mystiker (es ist merkbar, das ich Fernkämpfer bevorzuge). Inwiefern sich dies später ändert oder auswirkt, insbesondere beim PvP, mag ich anhand meines kurzen Eindruckes aber nicht sagen.
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Der Charaktereditor bietet vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten und Vorlagen und ist ein ausgezeichneter “Puppenbaukasten”.
Mein Fazit: Tera verspricht, ein höchst interessantes Online-Actionrollenspiel zu sein. Würde ich dafür 40 bis 50 Euro ausgeben und Abogebühren zahlen? Im Jahre 2012 nicht mehr! Dafür gibt mir das Spielprinzip zu wenig her. Wenn ich ein Standard-MMO mit Asia-Look zocken möchte, dann kann ich problemlos auf das inzwischen kostenlose und sehr gute Aion zurückgreifen. Wenn ich ein Action-MMO spielen möchte, dann gibt es da das bereits erwähnte ebenfalls kostenlose Vindictus. Dieses kommt konzeptionell sehr eigenständig und noch actionlastiger rüber und hat ebenfalls eine ziemlich gute Grafik. Fans hassen mich für folgende Aussage aber ich glaube, dass Tera idealerweise als kostenloses MMORPG mit Itemshop hätte veröffentlich werden sollen. Gerade die vielfältigen (sexy) Kostüme begeistern und sind nicht spielrelevant, hier hätte ein faires Modell geschaffen werden können, das auch konkurrenzfähig ist.

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